Hallo, Lockenkopf!
„Silikonfrei“ – wahrscheinlich hast auch du beim letzten Drogerie-Shopping schon gesehen, dass viele Haarpflegeprodukte mit diesem Wort beworben werden. Bei Produkten, die beispielsweise als „frei von Farbstoffen“ oder „parfümfrei“ angepriesen werden, kannst du dir direkt denken, worum es geht. Aber silikonfrei?
Was genau sind denn diese Silikone eigentlich? Was tun sie und sind sie wirklich so gut oder schädlich für die Haare, wie es einem viele Leute einreden wollen? Während nämlich meistens Friseure Produkte benutzen, die als „Silikonbomben“ gelten, schwören naturverbundene Menschen darauf, ihre Haare ganz ohne Silikone zu pflegen. „Die Menge macht das Gift“ würden wohl viele die Diskussion um Silikone zusammenfassen.
Um dich in der Fülle an Informationen nicht alleine suchen zu lassen, habe ich dir hier die wichtigsten Daten zu den sagenumwobenen Silikonen zusammengefasst. Nach dem Lesen des Artikels wird dir bestimmt ein Licht aufgegangen sein. So kannst du dir deine eigene Meinung bilden, ob und in welchem Maße du deine Locken mit Silikonen versorgen möchtest 🙂
Was sind Silikone?
Silikone werden bereits seit den 70er-Jahren für Haarpflegeprodukte verwendet. Damals wurde bekannt, dass sie das Haar besonders gut pflegen können und viele gewünschte Eigenschaften mit sich bringen.
Meistens werden Silikone gewonnen, indem man Silizium-Atome (ein Halbmetall) mit Sauerstoff-Atomen verknüpft. Damit bilden sie eine Gruppe von synthetischen Polymeren, also künstlich hergestellten Molekülverkettungen. Da durch die Verkettung eine relativ große Molekül-Struktur entsteht, kann sich der Kunststoff als glänzender Schutzmantel auf die behandelten Stoffe legen, jedoch nicht in diese eindringen. Neben der Haarpflege wird sich dies zum Beispiel bei Autolacken oder dem Abdichten von Fugen zunutze gemacht.
Silikone gelten als „biokompatibel“ – das bedeutet, dass sie im direkten Kontakt zu lebendem oder biologischem Gewebe (z. B. Haaren) keinen negativen Einfluss auf deren Stoffwechsel haben. Durch ihre stabile Struktur können sie ihre Wirkung über lange Zeit entfalten. Studien haben außerdem bewiesen, dass die weitverbreiteten Silikone als sicherer Inhaltsstoff gelten und somit kein Risiko für die Gesundheit darstellen. Aber das sollte bei Kosmetikprodukten ja auch das Mindeste sein!
Die Vorteile von Silikonen
In der oben genannten „Versiegelungsfunktion“ der Silikone liegt auch der große Vorteil für die Haarpflege. Durch den aufgebrachten Film auf die Haaroberfläche wirken diese glatter und geschmeidiger. Frizz wird minimiert, kleine Schäden werden unsichtbar gemacht und Feuchtigkeit kann besser im Haar behalten werden.
Durch all diese Effekte ist das Haar meistens auch leichter und schmerzfreier kämmbar und frisierbar. Die Haare sind weich und griffiger, da ihre Oberfläche geglättet wurde. Außerdem kann durch den spiegelglatten Schutzfilm das Licht besser reflektiert werden, was die Haare besonders glänzend erscheinen lässt.
Ein weiterer Vorteil ist, dass Silikone sehr hitzebeständig sind. Wenn du deine Haare also öfter heiß föhnst oder ein Glätteisen oder Lockenstab benutzt, sind sie durch sie Silikone etwas besser vor dem Austrocknen beschützt. Je öfter du silikonhaltige Produkte auf deine Haare aufträgst, desto mehr verdichtet sich die Schutzschicht. Spröde Haare können so gut kaschiert werden.
Die Nachteile von Silikonen
Nun kommen wir zu den Nachteilen. Oft gibt es den Vorbehalt, dass Silikone schädlich sind, da sie die Poren verstopfen. Dies stimmt nur bedingt. Denn die Silikone können selber nicht gut in die Poren der Haare oder der Kopfhaut eindringen. Da sie sich aber wie ein Schutzfilm über diese legen, verhindern sie auch das Eindringen von Pflegeprodukten oder Feuchtigkeit.
Pflegende Inhaltsstoffe wie Aloe Vera, natürliche Öle oder Proteine können somit nur schwer bis gar nicht ins Haarinnere eindringen. Haarkuren oder besondere Behandlungen können somit nicht ihre Wirkung entfalten und dich enttäuscht zurücklassen. Da sich die Silikone mit der Zeit immer mehr auf dem Haar anlagern, wird es immer schwieriger, die richtige Menge an Feuchtigkeit und Pflege in deine Locken zu bekommen.
Zusätzlich kann der Schutzfilm deine Haare auf Dauer beschweren oder verkleben. Deine Frisur kann somit platter und/oder strähnig wirken. Bei Menschen mit empfindlicher Kopfhaut empfiehlt es sich außerdem, von derartig chemischen Produkten Abstand zu nehmen, da sie Irritationen oder allergische Reaktionen auslösen können. Nebenbei bemerkt ist es auch für die Umwelt nicht allzu gut, silikonhaltige Produkte zu nutzen, da diese im Abfluss landen und biologisch nicht abbaubar sind.
Das Gemeine ist also: Durch den Silikonmantel wirken deine Haare gesünder und glänzender – sind es in Wahrheit aber nicht. Spliss und Schäden in der Haarstruktur werden einfach „abgedeckt“ und unsichtbar gemacht. Unter der Oberfläche ist das Haar aber noch immer geschädigt und kann auch keine ausreichende Pflege erfahren. Eine langfristige Folge kann sein, dass deine Haare beim kämmen, glätten oder färben eher abbrechen, da dir das Ausmaß der Schädigung nicht bewusst war.
„Gute“ und „schlechte“ Silikone
Natürlich ist Silikon nicht gleich Silikon – das wäre ja auch leider zu einfach! Wenn du selbst etwas üben möchtest, kannst du dir ja mal die Verpackungen in deinem Bad ansehen. Achte außerdem auf die Platzierung des Silikons in der Liste der Inhaltsstoffe. Denn je weiter vorne sie auf der Liste stehen, desto mehr sind davon enthalten.
Silikone erkennst du meistens an den Endungen -icon(e), -iconol und -iloxan(e). Häufige Beispiele dafür sind Dimethicone, Methicone oder Polysiloxane. Diese sind wasserunlöslich, können also mit einer einfachen Haarwäsche nicht ausgewaschen werden. Dafür ist dann ein Tiefenreinigungsshampoo sinnvoll, welches allerdings eine stark austrocknende Wirkung auf deine Haare haben kann.
Neben diesen gibt es aber auch noch wasserlösliche Silikone, welche weniger schädlich für das Haar sind. Durch die leichte Auswaschbarkeit entstehen hier keine „dicken“ Ablagerungen auf dem Haar. Somit kannst du die Vorteile der Silikone in kleiner Menge genießen, ohne die Haare völlig undurchdringlich für Pflegeprodukte und Feuchtigkeit zu machen. Als Beispiels für wasserlösliche Silikone gelten Inhaltsstoffe mit „PEG/PPG“ vor dem Namen wie PEG-Dimethicone.
Wenn du über längere Zeit nicht-wasserlösliche Silikone verwendet hast und dich dafür entscheidest, diesen abzuschwören, erschreck dich bitte nicht. Nach dem auswaschen kann es gut sein, dass deine Haare ziemlich trocken, frizzig und spröde sind. Das kommt dadurch, dass sie lange kaum Pflegeprodukte aufnehmen konnten und die Schäden durch eine stabile Silikonschicht versteckt wurden. Die nun sichtbaren Schäden können durchaus demotivierend wirken. Aber mit der richtigen Pflege bekommst auch du deine Mähne schon bald wieder in eine glänzende, gebändigte Richtung – und das ganz ohne Silikone!
Und was schließe ich nun daraus?
Was du nun aus dem Artikel und dem neuen Wissen über Silikone mitnimmst, bleibt natürlich dir überlassen. Ich persönlich habe mich schon vor Jahren entschieden, meine Haare ohne Silikone zu pflegen. So kann ich immer den aktuellen Zustand unverfälscht beobachten und meinen Locken das geben, was sie brauchen. Auf diese Weise kaschiere ich nichts und belaste auch die Umwelt nicht zusätzlich.
Wenn du möchtest, kannst du aber natürlich auf wasserlösliche Silikone umsteigen oder zumindest seltener mit nicht-löslichen Silikonen waschen. Mittlerweile gibt es außerdem pflanzliche Alternativen wie verschiedene nährende Öle, Proteine oder Haferextrakte, sie das Haar ebenfalls effektiv pflegen und die Oberfläche glätten können.
Die Entscheidung liegt ganz bei dir. Wenn du weitere Fragen hast oder Informationen möchtest, kannst du dich gerne auf meinem Blog umschauen. Ich könnte mir vorstellen, dass dich auch die Porosität interessieren könnte.. 🙂
Bis ganz bald, deine Melle